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June 26, 2020
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July 11, 2020
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Camino online VI

KOLUMBIEN

KLOSTER SANKT BENEDIKT – EL ROSAL

El Rosal liegt in der Provinz, die Bogota, eine Metropole mit etwa 10 Millionen Einwohnern und Hauptstadt Kolumbiens, umgibt. Die Region El Rosal ist etwa 20 km von Bogota entfernt und heißt “El bello Jardin de Rosas y Flores”, der schöne Rosen- und Blumengarten. Viele Blumen werden in dieser Gegend angebaut.

Gegenwärtig zählt die Gemeinschaft 12 Mitglieder; 8 von ihnen sind ständige Mitglieder, die die endgültigen Gelübde abgelegt haben (5 Priester und 3 Brüder). Darüber hinaus sind 4 Mitglieder in Ausbildung, ein Novize und 3 Postulanten.

Tagsüber widmen sich die Mönche einer Vielzahl von Aufgaben innerhalb des Klostergeländes. Sie tun dies aus einem doppelten Grund: um ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen und um ihre Kraft Gott zu widmen, zum Wohle der Menschen, bei denen sie sich aufhalten. Sie nehmen Menschen in ihre Gemeinschaft auf, die ihre Gastfreundschaft erleben, sich in Einkehrtagen an ihre spirituelle Kraft erinnern wollen oder den Rat eines geistlichen Vaters suchen möchten. Häufig spenden die Priester das Sakrament der Versöhnung an Menschen, die überwinden wollen, was in ihrem Leben falsch gelaufen ist.

Die Gemeinschaft verdient ihren Lebensunterhalt hauptsächlich durch die Arbeit in den Werkstätten. Lange Zeit hat die Schreinerei jegliche Art von liturgischen und häuslichen Möbeln hergestellt und der Gemeinschaft ein gewisses Einkommen verschafft. Außerdem betreiben sie eine kleine Werkstatt für Buchbinderei und Ikonenmalerei. Diese Werkstatt stellt auch heilige Gefäße für die Liturgie her.

Für das leibliche Wohl sorgen wir durch das Backen von Vollkornbrot, die Herstellung von Joghurt, Kefir und Käse. Die jungen Brüder, die sich noch in der Ausbildung befinden, kümmern sich um einen Gemüsegarten.

Herausforderungen:

Wir spüren ständig die Herausforderung, wie wir den jungen Menschen, die sich unserer Gemeinschaft anschließen wollen, eine solide und fundierte biblische Bildung vermitteln können. Diese Bildung muss sie auf ihr Leben in der Gemeinschaft vorbereiten und dabei sowohl die Talente der jungen Menschen als auch die Bedürfnisse der Gemeinschaft berücksichtigen. Sie zielt auch darauf ab, die Bereiche der Verwaltung, den Dienst an den Menschen und das wahrhaft geistliche Leben zu verbessern.

Projekte:

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, planen wir unsere Bemühungen zu verstärken und zu verdoppeln. Wir möchten unseren Gästen und in den Retreat-Kursen einen wahrhaftigen spirituellen Beitrag anbieten, und sie in ihren besonderen Bedürfnissen zu unterstützen und willkommen zu heißen. Außerdem ist uns die berufliche und menschliche Entwicklung unserer Auszubildenden in den Werkstätten wichtig. Sie sollen in die Lage versetzt werden, persönlich zu wachsen und ihren Lebensunterhalt für sich und ihre Familien zu bestreiten.

Gleichzeitig wollen wir eine konstante Einkommensquelle für unsere eigene Gemeinschaft schaffen und erhalten, die uns weiter ermöglicht, im Dienst an den Menschen zu wirken.

IMPULS

5 JULI

Einsamkeit auf dem Weg

VIDEO

Da es dunkel wird,

und da es schon spät ist, HERR,

da ich fürchte

auf Abwege zu geraten,

lass mich nicht so allein

und bleibe mir zur Seite

(Hymne zur Vesper)

Seien wir ehrlich: Die Einsamkeit hat keine besonders gute Presse gehabt, auch wenn Henry Purcell sie 1685 als hehre Begleitung verewigt hat: Oh, Einsamkeit, meine süßeste Wahl! In unseren Ohren klingt noch immer und seit Urzeiten die berühmte biblische Mahnung: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei (Gen 2,18). Und wir Menschen haben schon immer gespürt, dass es uns in (vorzugsweise) guter Begleitung, in guter Gesellschaft wohl viel besser geht, als ganz allein. Außerdem hat uns die Biologie längst gezeigt, dass wir alle Ergebnis der Gesellschaft sind.

Andererseits hat besonders das religiösen Umfeld das Leben in Gemeinschaft bevorzugt, im Vergleich zur Entscheidung als Eremit zu leben. In der Geschichte der Kirche gab es nicht selten misstrauische Blicke auf all jene, die aus dem einen oder anderen Grund die Einsamkeit wählten. Glücklicherweise hat es in unserer Mitte immer große Einsiedler der einen oder anderen Art gegeben und sie sind nie in Vergessenheit geraten. Denken wir an Antonius den Großen, an Julian von Norwich, an Thomas Merton und an unzählige andere, ganz zu schweigen von der Einsamkeit im Laufe der Geschichte in der Kunst, in der Literatur und in der Musik. Wenn all dieses Einsam-Sein umsonst war, dann können wir uns wohl – im geschichtlichen Rückblick – über die Ergebnisse der geschäftigen und sozial aktiven Massen wundern.

Ob es einem nun gefällt oder nicht, sei es nur vorübergehend oder sei es dauerhaft: je nach der Berufung des Einzelnen ist Einsamkeit untrennbar mit dem Lebensweg verbunden, und noch mehr mit dem spirituellen Weg! Das ist so, weil aus der Einsamkeit der Ruf entspringt… und auch der Aufbruch. Etwas oder jemand hat uns gerufen. Etwas oder jemand hat uns auf den Weg gebracht. „Darum will ich selbst sie verlocken. / Ich will sie in die Wüste hinausführen / und sie umwerben. Ich will sie nun locken und sie in die Wüste bringen“ (Hos 2,14), was darauf hinausläuft zu sagen: Ich werde sie in die Einsamkeit bringen.

Einsamkeit scheint wirklich besonders geeignet zu sein, unser Ohr zu spitzen und unsere Fähigkeit zum Zuhören zu verbessern. Einsamkeit schafft Licht und schärft das Unterscheidungsvermögen. Sie befreit von sozialer Tyrannei und von der Sorge darüber, was andere Menschen sagen könnten. Einsamkeit ist ein gutes Training für das Unerwartete und für die geistige Auseinandersetzung. Nur die Einsamkeit kann unser Ego voller Selbstgefälligkeit, Stolz und Eitelkeit in Schach halten. Kurz gesagt: die Einsamkeit zieht uns nackt aus. Doch die Einsamkeit ist nicht so einsam, wie man meinen könnte. Im Allgemeinen ist sie begleitet und in guter Gesellschaft von Schweigen und Einfachheit: eine vertrauenswürdige Dreifaltigkeit!

Ohne diese radikale Konfrontation mit uns selbst und mit dem Mysterium ist es unwahrscheinlich, dass wir auf der spirituellen Reise vorankommen. Und wenn wir es doch tun, dann sicher nur aus zweiter Hand, durch die Erzählung von anderen und die Erfahrung anderer. Seien wir ehrlich: Es ist so leicht, sich selbst zu täuschen! Es ist zum Beispiel so einfach, zu einem völlig Fremden zu beten, den wir Kraft der Gewohnheit … Gott nennen! Die Einsamkeit fällt auf solche Tricks nicht hinein. Hiob “erwischte es” gerade dann, als er völliger Einsamkeit und Entbehrung ausgesetzt wurde, als ihm klar wurde, dass er – persönlich und nicht vom Hörensagen – nie wirklich denjenigen gekannt hatte, mit dem er sich messen musste. Und, beschämt schrie er auf: Ich hatte von DIR nur mit den Ohren gehört (Hiob 42,5). Vielleicht haben auch wir von IHM nur mit den Ohren gehört. Thomas Merton war darüber nie selbstgefällig: Nur diejenigen kennen Ihn, die selbst alle Falschheit und alle Illusion und alle Heuchelei und allen Schein und alle Schande abgelegt haben. Dazu dient die Einsamkeit: um all diese unerwünschten Heuchler loszuwerden. Um zu erkennen, dass das Unverständliche – nämlich der Kreuzweg (gibt es einen anderen?) – nicht mit dem Kopf, sondern nur mit dem Herzen begangen werden kann. Und dass sich das Herz nur in der Wildnis durch ein Geheimnis läutern lässt, ein Geheimnis, das uns im besten Fall immer wieder erneut zu vertrauensvoller Hingabe und Selbstentäußerung einlädt. So dient die Einsamkeit dazu, Einsamkeit und Trostlosigkeit und Ohnmacht zu schmecken. Sie dient dazu, zu erkennen, dass wir ohne IHN nichts tun können. Dann, so sagen es uns die Mystiker, erst dann, wenn wir schiere Einsamkeit, schiere Leere, schiere Empfänglichkeit sind, erst dann werden wir wissen – oder vielmehr erfahren -, dass wir auf der Reise, auf der wir uns befinden, egal wie beunruhigend oder furchterregend sie auch sein mag, nie allein sind und nie allein sein werden. Und doch fällt es uns, den Starrköpfen, die wir sind, schwer zu glauben, dass ER immer bei uns ist, sogar alle Tage, bis ans Ende der Welt (Matthäus 28,20).

Verabschieden wir uns also nun mit den Worten eines erfahrenen zeitgenössischen Einsiedlers: Trotz ihres schlechten Rufs öffnet uns die Einsamkeit für die Gemeinschaft mit Gott, mit unserem tieferen Selbst, mit anderen, mit dem Schönen und mit dem Geheimnis.

GEBET

Gott, Vater all dessen, was gut ist, reich an Barmherzigkeit und Liebe. Schau auf diesen kleinen Teil Deiner Kirche, der in Brüderlichkeit und Nächstenliebe versammelt ist; bringe zur Vollendung, was Du in uns begonnen hast, damit wir Dir, unserem himmlischen Vater, nichts vorziehen und Dir treu in unseren Brüdern und Schwestern dienen, im Geist der Liebe und mit demütigem Herzen, durch Christus, unseren Herrn. Amen

Ich danke allen, die sich auf den Weg gemacht haben; ich danke Euch, dass Ihr bei diesen kleinen Projekten dabei seid, beteiligt; ich danke für Euer Gebet, für Eure Hilfe und für Eure Begleitung.

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Bis nächste Woche!